Molly Carver bleiben 35 Tage, um die Unschuld ihres Vaters zu beweisen.
Molly lebt mit ihrem Onkel Mick in New York und verdient sich ihren Lebensunterhalt als Putzkraft. Im Alter von 5 Jahre wird sie von ihrer Mutter verlassen und wächst bei ihrem Vater Florentin Carver in einem Wohnwagen auf. In der gleichen Stadt, in der auch die Rosendales leben, bei denen er als Automechaniker arbeitet. Als Molly 13 ist, gesteht ihr Vater den Mord an dem 16-jährigen Sohn der Rosendales. Molly glaubt an die Unschuld ihres Vaters. 35 Tage hat sie nur noch Zeit, Beweise dafür zu finden, sonst wird er mit der Giftspritze hingerichtet. Sie schleicht sich als Hausmädchen unter falschen Namen bei den Rosendales ein. Doch Jonathan Rosendale, der Vater des toten Casper, kennt ihre wahre Identität.
Takis Würger skizziert zwei dominierende Gesellschaftsschichten der USA. Molly Carver, die in ärmlichen Verhältnissen in einem Trailer Park in der gleichen Stadt aufwächst, wie die Rosendales, von denen es heißt, sie seien einmal einflussreicher als die Rockefellers gewesen.
Klar und reduziert auf das Wesentliche, wobei die Gefühle hier nicht zu kurz kommen. Ich hatte große Sympathien für Molly, aber auch für deren Vater, der als handelnde Figur eigentlich nur kurz auftaucht, aber eine Wucht an Liebe und Aufopferung für seine Tochter zurücklässt.
Molly ist alles andere als fehlerfrei, sie ist schüchtern und zurückhaltend. Weil sie Angst hat, zu stottern, vermeidet sie es bereits als Kind, mit anderen Menschen zu sprechen. Das macht sie zur Außenseiterin und nicht unbedingt zur Heldin, die sie aber sein muss, um ihren Vater zu retten.
Auf der anderen Seite steht Jonathan Rosendale, seine Familie zählt zu den vermögendsten und einflussreichsten in der Gegend. Er ist Waffennarr und Verfechter des 2. Zusatzartikels der Verfassung, der jedem Bürger des Landes gestattet, jederzeit eine Waffe bei sich zu tragen, um sich verteidigen zu können.
Wir erleben die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven. Hauptsächlich aus Mollys Sicht in der aktuellen Zeit und Caspers Sicht, 10 Jahre zuvor, neunzig Tage vor dessen Tod. Die wechselnden Sichtweisen treiben die Spannung im Wesentlichen voran und man liest es fast wie einen Krimi. Dabei spielte es für mich keine Rolle, dass ich recht früh wusste, wohin die Reise geht und wer Caspers Mörder war.
Denn Dreh- und Angelpunkt der Geschichte sind die Beziehungen der Menschen untereinander. Zwei Familien, zwei Gesellschaftsschichten, die nicht unterschiedlicher sein könnten, emotional und authentisch porträtiert von Takis Würger, der damit die Widersprüche einer Gesellschaft aufzeigt und uns hinter die schillernden Fassaden blicken lässt.
Ebenfalls thematisiert wird die hohe Medikamentenabhängigkeit in den USA. Gezeigt wird da unter anderem an den Rosendales aber auch an Molly selbst, die unter großen Ängsten leidet und deshalb zu betäubenden Medikamenten greift.
Takis Würger hat für die Recherche drei Monate in den USA gelebt und dort die Schauplätze seines Romans besucht. Rosendale, den Diner mit den besten Blaubeerpfannkuchen gibt es also wirklich, auch wenn alles andere Fiktion ist.
Nach Noah konnte mich auch Unschuld zu 100% überzeugen.