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Rezensionen zu
Nachthimmel mit Austrittswunden

Ocean Vuong

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„Ich halte den Revolver & frage mich, ob ein Einschuss in der Nacht ein Loch, so weit wie der Morgen, machen würde.“ Liebe, Gewalt, Identität und Familie. In seinem Gedichtband 'Nachthimmel mit Austrittswunden' verarbeitet Ocean Vuong viele Themen. Bekannt wurde der vietnamesisch- amerikanische Autor durch seinen autobiografischen Roman 'Auf Erden sind wir kurz genial' (2019), in dem er von seiner Kindheit, dem schwierigen Verhältnis zu seiner Mutter und der Gewalt und Demütigung, die er als homosexueller Mann in Amerika erlebt, berichtet. Sein Gedichtband 'Nachthimmel mit Austrittswunden', den Voung schon vor seinem Roman verfasste, ist jetzt bei btb als Taschenbuch erschienen. „Vielleicht ist der Körper die einzige Frage, die eine Antwort nicht auslöschen kann. Wie viele Küsse haben wir im Gebet auf unseren Lippen zertrümmert – nur um am Ende die Scherben aufzulesen?“ Wie viele anderen Menschen auch, habe ich zuerst Vuongs Roman gelesen. Bereits hier ist mir sein besonders poetischer und pointierter Stil aufgefallen, so dass ich es gar nicht erwarten konnte, endlich auch seine Gedichtsammlung zu lesen. Man wird wirklich nicht enttäuscht. Mit einer Mischung aus Prosa und Lyrik malt Vuong Bilder in die Köpfe seiner Leser, die manchmal strahlen, manchmal verstören oder erschüttern und manchmal auch traurig oder nachdenklich machen. Facettenreich und reflektiert betrachtet er sein Leben: das Verhältnis zu seinen Eltern, seine Flucht aus Vietnam, seine Identität und die Gesellschaft, in der er lebt. Zwischen Erzählung und Dichtung, zwischen Realität und Traum sind Vuongs Gedichte nicht immer leicht zu verstehen und einige entziehen sich dem Leser vielleicht auch ganz, doch genau darin liegt ihr Zauber. Seine Texte sind kleine Rätsel voller Emotionen, voller Bilder und Symbole und es ist ein echtes Vergnügen sich mit ihnen zu befassen und in ihre Welten einzutauchen.

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Ocean Vuong begeisterte schon mit seinem 2019 erschienenen Debütroman „Auf Erden sind wir kurz grandios“. In seiner ersten Gedichtsammlung „Nachthimmel mit Austrittswunden“ knüpft er sowohl thematisch als auch emotional an seinen Erstling an. Die Sammlung von insgesamt 35 Gedichten ist zweisprachig: auf der linken Seite finden wir den englischen Originaltext, auf der rechten die deutsche Übersetzung von Anne-Kristin Mittag. Wie schon bei seinem Roman leistet sie großartige Arbeit, in dem sie die englischen Sätze mit teils mehrdeutigen Bezügen gekonnt ins Deutsche überträgt. Vuong sprengt die Grenzen zwischen Prosa und Lyrik, probierte verschiedene Formen aus, so zum Beispiel das japanische Haibun, die Briefform oder ein Gedicht, das nur aus Fußnoten besteht. Er nimmt Bezug auf reale Ereignisse: 1975 spielte der Rundfunk der Streitkräfte „White Christmas“ als Startsignal der Operation „Frequent Wind“, welche die Evakuierung Saigons in der Endphase des Vietnamskriegs einleitete. Vuong kontrapunktiert Zeilen des Liedes mit Beschreibungen der realen Ereignisse. In einem anderen Gedicht nimmt er Bezug auf einen im Jahr 2011 verübten Doppelmord an einem schwulen Ehepaar in Texas. Ocean Vuong verarbeitet auch Autobiografisches. 1988 im damaligen Saigon geboren, kam er mit 2 Jahren in die USA. Auf dem Cover der Sammlung sehen wir ihn, zwischen Mutter und Tante, in einem philippinischen Flüchtlingslager. Der Vater, der wegen häuslicher Gewalt im Gefängnis saß, verließ die Familie – eine Abwesenheit, die den Autor zeit seines Lebens beschäftigt. In seinem Gedichten erdenkt er sich das, was vom Vater fehlt, hält Zwiesprache mit ihm oder nimmt seine Position ein. Einmal vergleicht er sich selbst mit Telemach, dem Sohn des Odysseus, der ebenfalls von diesem als Kind verlassen wurde. Im Gegensatz zum Vater ist seine Mutter in Vuongs Texten präsent. Als Analphabetin brachte sie den Sohn mit ihrer Arbeit in einem Nagelstudio durch, was nicht immer einfach war. Und auch nach der Einwanderung bleiben Ocean und seine Familie in den USA oft einsam, gehören nicht dazu. Besonders der Autor fragt sich, wo er als junger, homosexueller Vietnamese seinen Platz im „American Dream“ finden soll. Im emotionalen Gedicht „Someday I‘ll love Ocean Vuong“ richtet er das Wort an sich selbst: „Don‘t be afraid, the gunfire is only the sound of people trying to live a little longer & failing. Ocean. Ocean - get up. The most beautiful part of your body is where it‘s headed. & remember loneliness is still time spent with the world.“ (Seite 158/160) Was für eine wundervolle Sammlung!

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Wunderschön ❤️

Von: Fruggielicious

22.01.2023

Review: „Nachthimmel mit Austrittswunden“ by Ocean Vuong Genre: Poetry English title: „Nightsky with exit wounds“ Werbung, Rezensionsexemplar „… Ich wusste nicht, dass der Preis dafür, ein Lied zu betreten - der Verlust des Rückwegs ist.“ (Schwelle) Ich durfte endlich etwas von Ocean Vuong lesen. Sein Debüt „Auf der Erde sind wir kurz grandios“ („On Earth we‘re briefly gorgeous“) steht schon so lange auf meiner Wunschliste. Kennt ihr das, wenn ihr etwas gern lesen mögt, aber gleichzeitig schüchtert es euch ein und so viele Erwartungen sind daran geknüpft…? Aber zurück zu seinen Gedichten, die eher keine klassischen Gedichte sind. (Es wechselt zwischen Versform und Prosa.) Und allein schon wie sie abgedruckt sind im Buch, die Anordnung, die Umbrüche, die ganze Optik - alles ist sehr modern und zunächst mal interessant. Beim Lesen stellte ich schnell fest, dass ich es wohl bald wieder lesen werde und danach wieder. Seit letztem Jahr weiß ich, dass ich eine Schwäche für Gedichte habe und auch dieses Mal traf es mich inhaltlich ins Herz. Ocean Vuong verarbeitet thematisch Gewalt, die ihm als einem homosexuellen Mann angetan worden ist sowie seine Kindheit, seine Gefühle gegenüber Vietnam und vordergründig (nach meinem Empfinden) die starke Liebe zu seinem Vater. Es tut weh und es reißt einen mit wie er schreibt. Besonders zugänglich fand ich auch seine Art Tagebuch Einträge, einfach Stichpunkte, die er wohl so festgehalten hat und die ebenfalls gedruckt worden sind. Ich denke aus diesem Buch kann man unendlich viel Inspiration ziehen, bei mir ist direkt auf dem Nachtschrank liegen geblieben. Leseempfehlung ❤️ Rating: 5/5 ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

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Um über Ocean Vuongs Gedichte schreiben zu können, muss ich zunächst kurz auf meine Beziehung zu seinem Roman "Auf Erden sind wir kurz grandios" eingehen. Dieses Debüt hat einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen, steht für mich stilistisch völlig für sich und hat einen unvergleichlichen Wiedererkennungswert. Da ich in Bezug auf den Roman stets von "poetisch" gesprochen habe, war ich neugierig darauf, wie die eigentliche Poesie Vuongs auf mich wirken würde. Mit Vuongs Gedichten hatte ich noch mehr das Gefühl, in die Sprache des Autors eintauchen zu dürfen. Seine Gedanken, Eindrücke, Erinnerungen, Bilder, Bildfragmente und Ideen werden durch ein Konstrukt von Assoziationen und Leitmotiven zusammengehalten. Die Vaterfigur, Krieg, Flucht, Sexualität, Verlust, Einsamkeit, Wunden... all diese Elemente ziehen sich durch die Gedichte. Der Schmerz ist dabei omnipräsent und spricht aus fast jedem Gedicht (wie auch schon der Titel suggeriert). „& remember,/loneliness is still time spent/with the world.“ Ocean Vuong verleiht dem Ausdruck, was ihn in seinem Innersten bewegt. Seine Gedichte sind persönlich und eindringlich, verarbeiten die eigene Lebensgeschichte und die seiner Familie. Manchmal sind sie vielleicht weniger zugänglich, weniger leicht zu fassen als sein Debütroman, aber dadurch nicht minder beeindruckend. Sie entwickeln einen Sog. Vor allem im Original. Deshalb empfehle ich sie allen Fans von besonderer Lyrik. „& how/could I have known, that by pressing this pen to paper, I was touching us/back from extinction?“ Übersetzt aus dem Englischen von Anne-Kristin Mittag.

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