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Rezensionen zu
Vaters Wort und Mutters Liebe

Nina Wähä

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Der Roman spielt im finnischen Ort Tornedal. Die Familie Toimi besteht neben den Eltern Siri und Pentti aus zwölf lebenden und zwei früh verstorbenen Kindern. So lieb und ausgeglichen wie Siri ist, so herrisch und grausam ist Pentti, so dass die meisten Kinder Angst vor ihm haben und als junge Erwachsene umgehend in ein eigenes Leben, gerne auch außer Landes, fliehen. Für die Mutter kommen die Kinder aber immer wieder im Haus auf dem Hof der Familie zusammen. Mit so einer Zusammenkunft zu Weihnachten und dem Jahreswechsel beginnt die Geschichte. Die Namen der lebenden Familienmitglieder sind auf einem Lesezeichen in den Buch zusammengefasst, so dass man schnell nachsehen kann beim Lesen, falls man jemanden gerade mal nicht zuordnen können sollte, wobei ich das nur selten gebraucht habe, denn die Personen werden ausführlich nacheinander eingeführt, so dass man stückweise zu jedem eine Beziehung aufbauen und sich ein Bild machen kann. Die Geschichte der Familie Toimi wird als eine Art Drama inszeniert. Die Kapitel beginnen mit einer kursiv geschrieben Einführung zur Szene und haben dann jeweils eine Hauptperson, deren Gründe und Abgründe Du kennenlernst. Das Familienepos ist spannend und dicht geschrieben und hat mich gefangen genommen. Um Spaß beim Lesen zu haben, ist allerdings eine gewisse Affinität für skandinavisch-trübe Stimmungen von Vorteil. Das Buch hat schöne Momente, vor allem für Siri, die in seinem Lauf einen neuen Weg für sich findet, aber eben auch viele dunkle Seiten. Loyalität, Verrat, Liebe, Enttäuschung – wen trifft davon was? Lies selbst! Warum bekommt das Buch nur vier und nicht fünf Sterne von mir? Mir fehlt am Ende die Auflösung eines Strangs und die Ausführungen zu den Eigenschaften der Personen hätten hier und da etwas kürzer bzw. weniger wiederholend sein können. Vier Sterne stehen hier bei mir dennoch für ein absolut lesenswertes Buch.

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Der Rattenkönig

Von: dajobama

22.08.2020

Vaters Wort und Mutters Liebe - Nina Wähä Im Norden Finnlands in den frühen 80ern, kurz vor Weihnachten. Annie kehrt zu einem Besuch nach Hause zurück, ins finnische Tornedal. Sie hat ein ungutes Gefühl, Angst, dass ihre Herkunft die Krallen in sie schlagen wird und nicht wieder loslässt. Die Familie ist groß, Annie hat 13 Geschwister, 11 lebende und 2 tote. Annie ist früh von zuhause ausgezogen, um dem jähzornigen, seine Familie tyrannisierenden Vater Pentti zu entkommen. Die Bindung zur ruhigen, duldsamen Mutter Siri und vielen der Geschwister ist trotz allen Reibereien und Entbehrungen stark, "als wären sie unsichtbar miteinander verknüpft. Wie ein Rattenkönig an den Schwänzen verknotet." (Klappentext) Nun kehrt Annie also zurück und merkt schnell, dass alles beim Alten ist und auch wieder nicht. Etwas liegt in der Luft, etwas wird passieren. Viele der Geschwister gingen früh fort und suchten das Weite. Und doch kommen sie immer wieder zurück. Bei diesem Besuch wird nun deutlich, dass Pentti untragbar geworden ist, das Leid der Mutter ein Ende haben muss. Es muss etwas passieren. Die Autorin macht sich tatsächlich an das ehrgeizige Unterfangen, sämtliche! Familienmitglieder vorzustellen und zwar ausführlich. Es entstehen einzigartige, sehr intensive Charaktere. Wähä schaut ihren Figuren tief in die verletzten Seelen und ermöglicht das auch ihren Lesern. Tatsächlich empfand ich für fast alle Mitglieder dieser zerrissenen Familie Mitleid. Am wenigsten für diejenigen, die unleugbar Vaters Gene geerbt haben. Wir erfahren, mit welchen Eigenschaften jeder einzelne geboren wurde und wie ihn diese spezielle Kindheit geprägt hat. Wie werden wir zu dem, was wir sind und welche Rolle spielt dabei die elterliche Liebe? Kann man überhaupt 14 Kinder lieben und alle gleichbehandeln? Spannende Fragen, großartig aufbereitet, höchstens manchmal etwas ausufernd, aber absolut faszinierend. Gleichzeitig ist dies ein Coming-of-Age Roman. Ziemlich jeden einzelnen Darsteller begleiten wir vom Übergang von der Kindheit zum Erwachsenen. Sie tun sich alle schwer damit, müssen alle allein damit zurechtkommen. Nicht wenige der ersten sexuellen Erfahrungen sind in erster Linie traumatisierend. Es ist ein hartes und einsames Leben im Norden Finnlands, viele der Geschwister entfliehen dem einsamen Elternhaus und dem brutalen Vater sobald sie können. Trotzdem zieht es sie immer wieder zurück, vor allem wegen der Mutter. Wirklich glücklich werden die meisten von ihnen wohl nirgendwo. Soviel Traumata, soviel ungünstige Verwicklungen, vieles verursacht vom gewalttätigen Vater, der offensichtlich nicht fähig ist zu lieben. Schließlich erfahren wir auch die Hintergründe der Mutter, Siri und des Vaters, Pentti. Auch sie ehemals zwei Kinder, die sich vergebens nach Liebe gesehnt haben und diese auch in der Ehe nicht finden konnten. So traurig, sehr intensiv. Bei den vielen Figuren war ich sehr dankbar für das Personenverzeichnis am Anfang mit den kurzen Beschreibungen. Damit war das machbar. Ein eigener eindringlicher Schreibstil. Die Geschichte fesselnd und tiefsinnig. Alles in allem eine berührende Familiengeschichte, die ich mit sehr guten 4 Sternen bewerte.

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Schwere Kost

Von: ElkeHaus

22.08.2020

Ein einladendes Cover das jedoch direkt auf den Rattenkönig hinweist. Der Stil schwierig, wenig eingängig, die Zeiten verändern sich ebenso wie die Perspektiven. Eine Familie mit vielen Kindern und vielen Traumata, wenig Träumen. Veränderungen sind schicksalsträchtig, Werte sind vorhanden aber nicht immer anwendbar. Die Heimkehr der Tochter, die die Älteste ist, nicht aus dem Geburtsrecht sondern aus dem Unglück, löst eine Kette von Ereignissen aus. Unaufhaltsam verändert sich alles. So verstörend zeitgleich mit einer gewissen Faszination habe ich schon lange kein Buch mehr erlebt und gelesen. Es ist lesenswert.

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Achtzigerjahren in Finnland. In einem Bauernhof im finnischen Tornedal lebt die vierzehnköpfige Familie Toimi. Einige der Kinder sind bereits Erwachsen und sind außer Haus doch die Liebe zwischen der Mutter und den Geschwistern ist so stark, dass sie immer wieder zurückkehren. Nachdem Siri, die Mutter, ihre beide erstgeborene Kinder verloren hat, denkt nur wohlergehen von ihren Kindern. Ganz im Gegensatz zu Pentti, dem herrischen Vater, um den alle Kinder lieber einen großen Bogen machen. Doch als sie zu Weihnachten, mit voller Erwartung und Vorfreude auf das Wiedersehen, nach und nach zu Hause ankommen ahnen die noch nicht, dass dieses Familientreffen vielleicht der letzte ist... Puhhh... wie schreibt man eine Rezension, wo man selbst hin- und hergerissen ist? Einerseits finde ich die Geschichte richtig gut, anderseits abscheulich. Ich weiß es nicht mal, ob an den Schreibstil, an den vielen Charakteren, deren Namen, die ich immer wieder verwechselt habe, oder an den Geschehen, die mich manchmal sprachlos gemacht hat, liegt, Tatsache ist: ich habe das Buch geliebt und gleichzeitig gehasst! All die Charaktere haben eigenen Kapitel und dabei erzählt die Autorin deren Leben von klein auf, sodass mir das Buch teilweise wie eine Coming-of-Age Roman gewirkt hat. Die sind zwar sehr unterschiedliche Charaktere aber auf eigener Art und Weise sind die auch ziemlich deprimiert . Man liest nur über deren Kummer, Probleme und Selbstmitleid, wo ich bei einigen keinen Mitverständnis hatte, nach gewisser Zeit fühlt man sich bedrückt aber es ist so bildhaft geschrieben, dass ich teilweise mit den Figuren mitgelitten habe. Ich habe mich richtig schwer in die Geschichte hineingefunden, war stellenweise anstrengt zu lesen doch ab bestimmten Seiten konnte ich wiederum nicht aufhören zu lesen. Am Ende, trotzt der 540 gelesenen Seiten, bin ich ratlos zurückgeblieben. Es ist sehr schwierig das Buch in Worte zu fassen, man muss es halt selbst lesen um es verstehen zu können. Eine Geschichte über eine verkorkste Familie mit innerlich verdorbenen Familienmitgliedern. Es ist düster, es ist Melancholie getränkt doch gleichzeitig Hoffnung und liebevoll. Keine einfache Lektüre aber sehr lesenswert.

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Die Beziehungen zwischen Geschwistern, das weiß jeder, der kein Einzelkind ist, ist etwas Besonderes. Ganz egal, wie konfliktreich, wie sehr man sich streitet, um die Aufmerksamkeit der Eltern konkurriert, Futterneid entwickelt - am Ende sind die Geschwister, die uns besser kennen, als so ziemlich jeder andere Mensch, oder wissen, wie wir zu denen wurden, die wir sind. In Nina Wähäs Familienroman "Vaters Mord und Mutters Liebe" geht es um besonders viele dieser Geschwisterbeziehungen, denn immerhin umfasst die Familie Toimi 12 überlebende Geschwister, insgesamt hat Mutter Siri 14 Kinder geboren. Eine Bauernfamilie im Norden Finnlands, mit der sanften, duldsamen Mutter Siri und Vater Pentti, der mit seinem zornigen Wesen, seiner Unfähigkeit Liebe zu zeigen, seiner Härte nicht nur der Familientyrann ist, sondern auch immer abseits zu stehen scheint. Wähä, eigentlichlich Schauspielerin, inszeniert ihren vielschichtigen Familienroman ein bißchen wie ein elisabethanisches Bühnenstück oder einen Moritatenerzählung mit dem allwissenden Erzähler am Anfang jedes Kapitels, in den nächsten Akt, das nächste Bild einführend. Am Ende, so heißt es schon frühzeitig, steht ein Mord. Oder vielleicht auch nicht. Aber passieren werde was. Demnächst jedenfalls. Denn die Autorin nimmt sich viel Zeit, um in die Familie, die Geschwisterkonstellationen, die Familiengeschichte einzuführen. Eigentlich ist fast jedes Kapitel ganz besonders einem der Geschwister gewidmet, erlaubt dem Leser, über die Schultern der Großfamilie zu schauen, von Anfang an, wenn Anni, die älteste Tochter, von Stockholm in den hohen Norden reist. Nicht nur, um der Familie von ihrer Schwangerschaft zu berichten, sondern vor allem, um Bewegung ins Spiel zu bringen. Die junge Frau, die so schnell wie möglich den heimischen Bauernhof verlassen hat, um ihr eigenes Leben zu führen, versucht nun einen ähnlichen Befreiungsschlag für die Mutter. Auch mit 56 Jahren soll es für sie noch nicht zu spät sein, ein anderes Leben als das in der lieblosen Ehe zu führen. Und die jüngsten Geschwister, vier und acht Jahre alt, sollen anders aufwachsen, als Anni und die anderen der älteren Kinder. Erst überzeugt sie ihre Geschwister, dann konfrontiert der Geschwisterrat Siri: Sie soll sich scheiden lassen,noch einmal einen Neubeginn wagen. Klar, dass Pentti das überhaupt nicht komisch findet. Wähä schildert diese Familiengeschichte sowohl episch als auch als Mikrokosmos, viele kleine Porträts, das Ganze eingebettet in die Geschichte Kareliens von den Dreißiger bis zu den Achtziger Jahren. Auch die Geschwisterfront ist keineswegs geschlossen, es gibt Einzelinteressen, auch Egoismen und keineswegs jedes der Kinder ist ein Sympathieträger. Es geht um die schwierigen Jahre der Pubertät, Selbstentdeckung und Selbstverleugnung, die Suche nach Chancen und das Akzeptieren von Schicksal, um Liebe und Entfremdung. Nicht zuletzt nimmt das Buch seine Leser mit in eine ziemlich archaische, isolierte Gesellschaft - es gibt zwar Nachbarn und eine Kleinstadt in der Nähe, doch all das bleibt ziemlich vage, Und auch die Familienidee erinnert eher an das 19. Jahrhundert als an die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts. Es ist wirklich eine Welt, die ganz weit entfernt ist von vielen heutigen Familien, in denen Kinder teils überbehütet, teils maßlos mit Materiellem überhäuft werden. Die große Familie entspricht weniger dem Wunsch, als der Notwendigkeit, sind die Kinder doch kostenlose Arbeitskräfte im Stall und auf dem Feld. Nein, romantisch ist dieses Landleben überhaupt nicht,, aber trotz eines Endes, das dann doch noch ein paar Fragen offen ließ, ein praller Roman voller Leben.

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Einen Roman über eine Familie mit 14 Kindern zu schreiben, ist für die Autorin eine Herausforderung. Aber auch für die Leserin. Insbesondere wenn die Autorin, wie im vorliegenden Fall, fast alle diese Kinder und ihre eigenen Geschichten ausführlich vorstellt. Dann kann das zu einigen Längen im Roman führen, auch wenn natürlich die Beleuchtung der Lebensläufe der Figuren viel zum Verständnis ihres späteren Handelns beiträgt. Von daher passt es, dass die Autorin selbst in einer Art Prolog warnt: „Vielleicht wirst du beim Lesen hin und wieder innehalten und denken: Was soll denn das jetzt? Aber hab Geduld. Reich mir die Hand, und ich werde dich durch dunkle Zeiten führen und durch helle.“ (S. 5) Nina Wähä erzählt die Geschichte der Familie Toimi, die im Norden Finnlands auf einem Bauernhof lebt, Vater Pentti, Mutter Siri und ihre 12 noch lebenden und die zwei früh verstorbenen Kinder. Das Geschehen spielt Anfang der Achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts, blickt aber auch zurück auf die Jahre vor und während des Zweiten Weltkriegs. Es ist ein karges Leben mit viel Arbeit, und die ältesten Kinder haben fast alle kurz nach dem Erwachsenwerden den elterlichen Hof verlassen und sind ihrer eigenen Wege gezogen. Bis auf Esko, den ältesten Sohn, der in der Nachbarschaft einen eigenen Bauernhof betreibt. Die älteste Tochter Annie, die eigentliche Hauptfigur des Romans, kehrt kurz vor Weihnachten zu Besuch nach Hause zurück, so wie fast alle Kinder sich wie jedes Jahr um diese Zeit hier versammeln. Sie erwartet ein Kind, findet sich aber nicht so recht in die Mutterrolle. Sie hadert ebenso wie alle ihre Geschwister mit dem herrischen, unberechenbaren Vater. Kurz vor dem Fest geschieht ein Unfall, der Vater handelt immer unbeherrschter, immer ist unvorhersehbar, was er als nächstes tun wird. Besonders leidet darunter Siri, die Mutter, die schon lange nur noch wenig spricht und die durch ihre Liebe zu den Kindern vieles auszugleichen versucht. Nach dem Unfall, bei dem eines der kleineren Kinder schwer verletzt wird und nachdem Esko eine ungeheuerliche Tat des Vaters beobachtet hat, drängen die Kinder gemeinsam ihre Mutter zur Scheidung. Sie tut das und löst dadurch noch etliche andere Geschehnisse aus, bis hin zu einem Todesfall. Zwischen die Handlungsabschnitte fügt Nina Wähä immer wieder längere Episoden ein, Rückblicke auf das Leben der Eltern, den Beginn ihrer Ehe und den Tod der ersten Kinder. Und sie schildert von den meisten Kindern ihr jeweiliges bisheriges Leben, warum sie wurden wie sie sind. Denn jede und jeder hat Narben, echte und seelische, vom Vater zugefügt bekommen, alle sind gezeichnet von ihrer Angst, ihrem Widerstand oder ihrer Kapitulation vor dem Vater. So läuft das Geschehen unweigerlich auf die Katastrophe zu, man möchte als Leserin manches Mal rufen: Haltet ein. Doch alle Familienmitglieder sind irgendwie „verkorkst“ und daher scheint das Ende unausweichlich. Nina Wähä erspart ihren Lesern fast nichts, viele unaussprechliche Dinge erzählt sie schonungslos und offen und zeichnet damit ein wirklich dunkles Bild dieser Familie voller kaputter Menschen. Der Stil von Nina Wähä ist ungewöhnlich, das heißt, man muss sich tatsächlich daran „gewöhnen“. Aber wenn man das geschafft hat, dann liest sich dieser Roman wie ein Thriller, nur eben leider mit einem sehr großen Personaltableau. Allein bis es der Leserin gelingt, die vielen Figuren, deren finnische Vornamen für deutsche Augen ebenfalls gewöhnungsbedürftig sind, auseinanderzuhalten, dauert etliche Seiten. Aber durch ihre subtile Beobachtungsgabe und ihren Schreibstil hält sie das Interesse an allen Figuren wach und die Leserin bei der Stange. Und das auch durch nachdenklich machende Betrachtungen: „Im Nachhinein erscheint das Leben immer so klar und deutlich. Doch während man es lebt und mittendrin steckt, kommt es einem vor, als würden die Dinge, Ereignisse, Worte oder Handlungen einfach geschehen, eine Sache nach anderen oder auch parallel zueinander, ohne erkennbare Zusammenhänge. … und dann, wenn einem die Dinge nicht mehr bevorstehen oder man nicht mehr mittendrin steckt, begreift man plötzlich, wie alles zusammenhängt.“ (S. 26) Kurzum, wer die ersten etwa einhundert Seiten durchhält, wird mit einem spannenden, emotionalen und unüblichen Roman belohnt. Und ganz nebenbei lernt man viel über Geschichte, Landschaft und die Menschen Finnlands. Nina Wähä: Vaters Wort und Mutters Liebe Wilhelm Heyne Verlag, Juni 2020 Gebundene Ausgabe, 543 Seiten, 22,00 €

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Familie extrem

Von: kuddel

11.07.2020

Die vierzehnköpfige Familie Toimi wohnt im finnischen Tornedal, nahe der schwedischen Grenze. Die Eltern, Siri und Pentti, sind sehr gegensätzlich. Während die Mutter der Kinder versucht alles ordentlich und liebevoll zusammenzuhalten, ist der Vater ein herrischer, liebloser manchmal auch brutaler Sturkopf, um den die Kinder gerne einen großen Bogen machen. In dem ungemütlichen familiären Klima bleibt es nicht aus Front zu beziehen, der Großteil steht dabei auf Seiten der Mutter. Die erwachsenen Kinder sind teilweise ausgezogen, teils sogar ins Ausland geflüchtet, die jüngeren Geschwister leben bei den Eltern. Zu Weihnachten gibt es ein Familientreffen, das mit einem Unfall einen tragischen Anfang findet und dessen Folgen sich dramatisch zuspitzen. Der Leser begleitet die Familie über die Festtage ins neue Jahr hinein. Die einzelnen Kapitel sind den sehr unterschiedlichen Kindern und der Mutter gewidmet, so dass man über jeden etwas mehr erfährt, hierbei gibt es auch große Zeitsprünge, da sich aus der Vergangenheit teils die Eigenheiten der jeweiligen Person erklären, manchmal tun sich wahre Abgründe auf. Die Autorin hat hier einen Wälzer über eine Familie geschrieben, in der Liebe, Loyalität, Hass und Sprachlosigkeit sehr nahe beieinanderliegen und der Auslöser für vielfältige Kommunikations- und Beziehungsprobleme sind, man wird immer wieder von Entscheidungen der Einzelnen überrascht. Die vielen einzelnen Erzählungen /Perspektiven fügen sich am Ende zu einem Ganzen zusammen, das dies gelingt, hatte ich anfangs nicht gedacht. Die Autorin wählt einen ungewöhnliche Erzählstil, ab und an spricht sie den Leser direkt an und bringt ihn so näher ans Geschehen, viele Formulierungen wirkten jedoch irgendwie unrund, der Spannungsbogen war nicht immer stimmig. Insgesamt konnte ich das Buch aber schlecht aus der Hand legen und war immer neugierig, wie sich diese Familiengeschichte weiterentwickelt. Hier hat wirklich jeder sein Päckchen zu tragen, wie in einer Studie wird aufzeigt, wie sich Kinder ohne feste Basis und Liebe entwickeln und wie sie später in diesen Prägungen gefangen sind. Am Ende bleibt man wie so oft im Leben mit der Frage zurück, ob jemand die Geschehnisse frühzeitig hätte erkennen und verhindern können. Ein lesenswertes Buch mit kleinen Schwächen, das aber nachdenklich stimmt und nachhallt.

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Familienbund

Von: Pijewski Mariola aus Laaber

05.07.2020

Ein Hof in finnischen Tornedal, dort lebt eine Familie mit Mutter Siri , Vater Pentti und die Kindern, nicht alle sind noch auf den Hof, einige sind gestorben, einige sind umgezogen, doch etwas ist passiert und alle lebende Kinder versammeln sich auf den Hof um eine große Entscheidung zu treffen.... Das Buch war für mich auf die ersten Seiten bisschen zäh, doch später hat sich einen richtigen Sog entwickelt, so dass die Geschichte hat mich nicht mehr losgelassen, nur eine bis zum Ende hat mich gestört, die ironische Ton, für mich die kleine bisschen Ironie passt hier nicht, das ganze ist zu ernsthaft und zu düster. Die Autorin ist gelungen eine familiäre Geschichte zu schreiben wo die Atmosphäre sehr dunkel ist, der Luft ist schwer und ganze Zeit beim lesen habe ich die Gefühl von Beklommenheit und trotz das die Leute von die Seiten waren mir persönlich nah und habe ich eine gewisse Symphatie gespürt ( natürlich nicht zu allen, einige waren abscheulich ). Die Geschichte ist ab und zu schwer zu lesen , wegen der Inhalt und der Brutalität, aber trotzdem ist sehr lesenswert, die Liebe hier hat ganz andere Ton als normal, blass und grau genauso wie die karge Landwirtschaft in Finnland.

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