Andreas Gruber - Todesurteil
Von:
Kerstin Junglen
aus Flörsheim/Main
19.03.2015
Meinung:
Sabine Nemez, die beim Kriminaldauerdienst in München arbeitet, hat einen Platz an der BKA-Akademie in Wiesbaden ergattert, wo sie an einem Seminar des Fallanalytikers Maarten S. Sneijder teilnimmt, den sie bereits aus ihrer gemeinsamen Zusammenarbeit im ersten Teil der Reihe, Todesfrist, kennt. Da ihr sämtliche Aufnahmeprüfungen erlassen werden, hat sie schon bald den Verdacht, dass Sneijder sie nicht ganz uneigennützig nach Wiesbaden eingeladen hat.
Im Seminar nehmen sie und vier andere Mitstudenten ungelöste Fälle durch, in die Sabine auch durch private Umstände bald tiefer hineingerät. Zeitgleich wird in Wien die 10-jährige Clara Breinschmidt aufgefunden, die ein Jahr lang verschwunden war. Auf ihrem Rücken hat der Entführer eine Tätowierung aus Dantes Inferno hinterlassen. Hier ermittelt die Staatsanwältin Melanie Dietz, die mit Claras Mutter bereits in Kindertagen befreundet war. Schon bald wird klar, dass die Fälle aus Wiesbaden und Wien in irgendeiner Form zusammenhängen.
Mit Todesurteil legt Andreas Gruber nun den von mir schon sehr erwarteten zweiten Teil der Reihe rund um Maarten S. Sneijder und Sabine Nemez vor und er konnte mich genauso sehr begeistern wie schon bereits Todesfrist.
Sneijder ist ein sehr spezieller Charakter, der auf den ersten Blick arrogant und überheblich daherkommt. Er leidet an schlimmen Cluster-Kopfschmerzen und raucht Joints, um diese in Zaum zu halten. Doch es wird in seinem neuen Fall auch seine menschlichere Seite zum Vorschein gebracht, was mir sehr gut gefallen hat.
In Sabine Nemez hat Sneijder eine perfekte Partnerin gefunden. Sie ist neugierig, wissbegierig und kann sich trotz ihrer noch jungen Karriere schon sehr gut in die Psyche der Serientäter hinein versetzen.
Auch die Nebenfiguren sind interessant und glaubhaft geschildert, wie z.B. die Wiener Staatsanwältin Melanie Dietz, die mit ihrem Therapiehund Sheila die kleine Clara aus ihrem Schneckenhaus lockt, um mehr über den Entführer von ihr herauszufinden und ihr erlebtes Trauma zu verarbeiten.
Als Halterin eines Bassets kann ich natürlich nicht Vincent unerwähnt lassen. Der Basset ist zwar nur eine kleine Randfigur, der Maarten S. Sneijder hin und wieder besucht, doch war ich sehr begeistert, dass mir diese einzigartige, liebenswerte Hunderasse einmal in einem Buch begegnet. Auch die Charakterisierung von Vincent ist Andreas Gruber voll und ganz gelungen und es würde mich freuen, Vincent vielleicht im nächsten Fall nochmals zu begegnen!
Todesurteil wartet mit stolzen 576 Seiten auf, für einen Thriller also recht umfangreich, was eventuell abschreckend sein mag. Doch ich kann sagen, dass hier auf keinen Fall irgendwelche Längen auftreten, die kurz gehaltenen Kapitel laden zum Immer-Weiter-Lesen-Wollen ein und durch reichlich vorhandene Spannung und geschickt eingebaute Wendungen entsteht keinerlei Langeweile. Andreas Gruber bleibt daher für mich nach Rachesommer, Todesurteil und Todesfrist einer meiner Lieblingsautoren im Genre Thriller und ich freue mich auf das noch nicht gelesene Herzgrab und hoffentlich viele weitere Bücher aus der Feder des Autors.
Fazit:
Auch der zweite Teil um den egozentrischen Maarten S. Sneijder und der jungen Ermittlerin Sabine Nemez kann begeistern. Viel Spannung, interessante Mordfälle und gut durchdachte Wendungen machen Todesfrist zu einem Thriller-Lesegenuss, den ich uneingeschränkt weiterempfehle.