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Rezensionen zu
Im Krieg

Nora Krug

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€ 28,00 [D] inkl. MwSt. | € 28,80 [A] | CHF 37,90* (* empf. VK-Preis)

Die Autorin und vor allem Illustratorin dieses Buches ist eine vielfach preisgekrönte Deutsche mit Wohnsitz in New York. Am ersten Tag des Angriffs Russlands auf die Ukraine hat sie Kontakt aufgenommen zu zwei ihr bisher unbekannten Personen, einer Journalistin in Kiew und einem Künstler in Russland. Beide haben ihr über 52 Wochen, während des ersten Jahres der Kriegshandlungen, ihre Gefühle, ihre Eindrücke, ihre Sorgen und kleinen Freuden geschildert. Entstanden ist ein einerseits sehr bedrückendes und berührendes Buch, andererseits stellt man sich bei und nach der Lektüre auch noch immer viele Fragen. Die beiden Menschen, die sich Nora Krug derart öffneten und sehr persönliche Dinge von sich erzählten, werden zu ihrem Schutz nur als K. und D. bezeichnet und alles, was sie identifizieren könnte, wird verschwiegen. K. ist Journalistin mit zwei Kindern, die sie nach Dänemark zu ihrer Mutter bringen kann. Was zur Folge hat, dass sie in den folgenden Monaten ständig zwischen dem friedlichen Zufluchtsort und dem kriegsgebeutelten Heimatland hin und her reist, hin und her gerissen ist. Ihr Mann darf nur unter Auflagen die Ukraine verlassen. K. berichtet als Reporterin von der Front im Osten, im Donbass, sie wird persönlich betroffen, als Freunde von ihr Soldat werden, an der Front sterben. D. ist Künstler, er hat ebenfalls zwei Kinder. Er ist ein sehr sensibler Mann, völlig erschüttert von der Tatsache, dass sein Russland ein anderes Land überfällt. Doch er traut sich nicht, seine Meinung öffentlich zu machen, hat Angst vor Repression, vor der Einberufung. Ständig reist er aus Russland aus, dann wieder ein, mal nach Riga, mal nach Frankreich, mal in die Türkei. Er hat wenige Menschen, mit denen er sich ehrlich austauschen kann. Seine Situation macht ihm schwer zu schaffen. So berührend und erschütternd die Schilderungen der Journalistin K. sind, so wenig hat mich, ehrlich gesagt, das Selbstmitleid des Künstlers D. beeindruckt, auch wenn man sehr wohl Verständnis hat für die Hilflosigkeit derjenigen, die nichts gegen ihr Regime tun können. Jedoch, gerade im Vergleich mit den wirklichen Schrecken, den tatsächlichen Gefahren und vor allem der Tragik der Ukrainerin, wirkt das permanente Lamento des Russen unangebracht, unbegründet, ja unberechtigt. Vielleicht war das gerade die Absicht der Autorin, die dieses Buch so gelungen umgesetzt hat. Jeweils eine Doppelseite gehört einer Woche dieses Jahres, einander gegenübergestellt immer die Eintragungen Ks. und Ds. Einfügt kleine, manchmal sehr detaillierte, manchmal symbolhafte Zeichnungen der Autorin, immer mit Bezug zu dem Erzählten. Fast am meisten allerdings beeindruckt mich das Vorwort, das Nora Krug ihrem Buch voranstellte. Hier schildert sie die Entstehung des Buchs, erläutert ihre Vorgehensweise und macht deutlich, was sie mit dem Buch erreichen möchte. „Diejenigen von uns, die weit entfernt vom Kriegsgeschehen leben und es nur von außen betrachten, dürfen sich nicht damit begnügen sich einzugestehen, dass sie nicht wissen, wie sie sich selbst angesichts eines tyrannischen Regimes verhalten würden. Das Eingeständnis unserer eigenen Angst sollte nur den Ausgangspunkt einer eingehenderen, kritischen inneren Auseinandersetzung darstellen.“ (S. 11). Nora Krug – Im Krieg aus dem Englischen von Alexander Weber Penguin, Februar 2024 Gebundene Ausgabe, 128 Seiten, 28,00 €

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Im Krieg

Von: Elena_liest

24.02.2024

Kurz nachdem Russland am 24. Februar 2022 einen erneuten, nicht provozierten militärischen Großangriff auf die Ukraine startete, nahm Nora Krug Kontakt zu K., einer Journalistin aus Kyjiw und D., einem Künstler aus St. Petersburg auf. Sie erkundigte sich, wie es ihnen ging - und entwickelte nach deren offenen, verletzlichen Antworten die Idee, ein illustriertes wöchentliches Tagebuch zu gestalten. Die beiden Personen stimmten dem Projekt zu und Nora Krug befragte sie jedes Wochenende zu ihren Gedanken, ihrem Befinden, ihren Alltagserfahrungen im Krieg. Ihre Textnachrichten fasste sie zu einer zusammenhängenden Erzählung zusammen, änderte einige Details, um die Anonymität von K. und D. zu wahren, sprach die Endfassung mit den beiden ab und zeichnete letztlich auf Grundlage einer Mischung aus Recherchen und Fantasie die dazugehörigen Illustrationen. Die Tagebucheinträge wurden großteils wöchentlich zwischen Februar 2022 und Februar 2023 in der Los Angeles Times veröffentlicht. In "Im Krieg: Zwei illustrierte Tagebücher aus Kiew und St. Petersburg", aus dem Englischen übersetzt von Alexander Weber, versammelt Nora Krug all diese Tagebucheinträge und versieht sie mit einem einordnenden Vorwort. Auf der linken Seite des Buches sind jeweils die Beiträge der Ukrainerin K., auf der rechten Seite die des Russen D. dargestellt, in visuell hervorgehobenen und mit Bildern unterstützten Texten. Nora Krug schafft es, sehr nah an den beiden Erzählenden zu bleiben, sie nimmt selbst keine Bewertung vor, distanziert sich aber durch das Vorwort von einigen von D. getroffenen Aussagen. Entstanden ist ein erschütternder Echtzeitbericht aus zwei sehr unterschiedlichen Perspektiven. Ich finde Nora Krugs neue Graphic Novel sehr lesenswert, da sie eine ganz neue Form der Auseinandersetzung mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine durch bildlich unterstützte persönliche Erzählungen bietet. Allerdings sehe ich die Darstellungsform des direkten Nebeneinanderlegens, des Erzeugens einer Parallelität der Tagebucheinträge durchaus auch kritisch. Ist es in Ordnung, ukrainische direkt neben russische Perspektiven zu platzieren? Ich denke, diese Frage können weder ich, noch Nora Krug aus unserer westeuropäischen Sichtweise abschließend beantworten. Mir persönlich ging "Im Krieg: Zwei illustrierte Tagebücher aus Kiew und St. Petersburg" sehr nahe, es hat mir einen Einblick in den Kriegsalltag und viele neue Denkanstöße gegeben.

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