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Rezension zu
Im Morgen wächst ein Birnbaum

Was für eine grandiose Auseinandersetzung mit Männlichkeit, Identität und der eigenen Person

Von: Isa.Literature.Love
31.05.2023

»Mein Vater sagte nur, du kannst dir deine Freunde oder deine Frau aussuchen, aber nie deine Familie.« (S.146) In seinem autobiografischen Buch »Im Morgen wächst ein Birnbaum« 🍐 begibt sich der Autor Fikri Anıl Altıntaş auf Spurensuche und analysiert, wie komplex Männlichkeit ist. Er setzt sich intensiv mit sich, seiner Identität, Familie, Vorbildern, seinem Vater und der gemeinsamen Vater-Sohn-Beziehung (es gibt einen Brief an seine Anne, in dem er genau darauf eingeht) auseinander. Dabei hinterfragt er tradierte Männlichkeitsvorstellungen und -Erwartungen und gibt u.a. Einblicke in seine Kindheit und Jugendzeit, in erlebten Rassismus, in das Familienleben und, wie es sich anfühlt, wenn man als Kind um die Sorgen und Einsamkeit der eigenen Eltern erlebt. »Ich möchte nicht mehr so sein wie er, und das ist auch gar nicht mehr schlimm. Denn auf Distanz zu gehen, das heißt auch anzuerkennen, dass wir auf unterschiedlichen Wegen jeder unser Glück finden. Und die Freude darüber gemeinsam teilen.« (S.169) Es sind sehr zentrale Fragen, die der Autor für sich selbst erforscht: Wie werden wir, wer wir sind? Was prägt uns? Woran orientieren wir uns? Was gibt uns Halt? 🍐 Mit einer unglaublichen Wortgewandheit und Sprachkunst (was für literarische Sätze und feine Beobachtungen!) 😮‍💨 schreibt Fikri Anıl über Männlichkeit und auch über eine Zerrissenheit und Schmerz der innerhalb von Generationen weitergegeben wird und für den er selbst, einen Umgang geschaffen hat. »Ah be, baba. Hätte ich gespürt, dass du so viel Trauer in dir trägst, hätte ich sie zusammen mit dir getragen. Du hättest mir gesagt, wohin es geht. Ich hätte keine Sekunde gezögert und das getan, was du von mir wolltest, damit du nicht weinst. Ich wusste, dass du heimlich weinst, auch wenn du es nicht vor uns getan hättest.« (S.145) Ein unglaublich gut geschriebenes Buch; eine Auseinandersetzung und Neujustierung von Männlichkeit sowie Erwartungen, die seines gleichen sucht; und eine Spurensuche, die so facettenreich und deutungsschwer ist, dass ich das Buch direkt wieder von vorne beginnen möchte. Herzensempfehlung: Unbedingt lesen 🧡

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