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Rezension zu
Die Natur auf der Flucht

Ein sehr bereicherndes und wertvolles Buch, das einem Umweltkrimi gleicht

Von: J. Löwe
07.02.2022

Da ich selbst sehr am Umwelt- und Artenschutz interessiert bin und mehr über die aktuellen Veränderungen auf unserem Planeten erfahren und diese besser verstehen wollte, habe ich mich sehr auf “Die Natur auf der Flucht” von Benjamin von Brackel gefreut. Das Buch umfasst 288 Seiten und erschien im April 2021 beim Heyne Verlag. Der Autor selbst ist Umweltjournalist und wurde bereits vor einigen Jahren mit dem Deutschen Umwelt-Medienpreis ausgezeichnet. Inhalt: Das Buch besteht aus vier Teilen, die zusammen 17 Kapitel umfassen, die v.a. vom Abwandern der Tiere aus ihren aktuellen Verbreitungsgebieten bzw. deren Flucht vor immer weiter steigenden Temperaturen infolge des Klimawandels handeln. In den ersten drei großen Abschnitten geht es um die vergangenen, aktuellen und womöglich zukünftigen Geschehnissen innerhalb der Arktis, der gemäßigten Zone und der Tropen. Der vierte und damit letzte große Abschnitt beschäftigt sich mit möglichen Lösungsansätzen. Das Buch gleicht fast schon einem Krimi, welcher den Leser damit konfrontiert, was die Menschheit über viele Jahre herbeigeführt hat. Neben den Auslösern für die Flucht der Arten, wie steigende Temperaturen durch den CO2-Anstieg, (Brand-)Rodungen, Überfischung und Umweltverschmutzung, geht es im Buch hauptsächlich um die Auswirkungen des menschlichen Verhaltens. Für sehr viele Tiere sind die Lebensbedingungen in ihren eigentlichen Lebensräumen inzwischen deutlich schlechter geworden, was bereits einen starken Artenschwund zur Folge hat. Immer mehr Arten sind vom Aussterben bedroht oder bereits von unserem Planeten verschwunden. Es wurde inzwischen nachgewiesen, dass sich viele Tiere UND Pflanzen inzwischen auf den Weg nach Norden oder in höhere Regionen gemacht haben - dort wo für sie die Temperaturen noch erträglich sind. Doch eine solche Artenwanderung hat ebenfalls Folgen. So verdrängen die nach Norden oder die Berge hinauf wandernden Tiere und Pflanzen die dort lebenden Arten oder stehen in starker Konkurrenz mit ihnen. Aber nicht alle Arten können ohne weiteres fliehen. Entweder sind sie nicht schnell genug oder diverse Hindernisse stehen ihnen im Weg. Auch aktuell bestehende Naturschutzgebiete stellen ein Problem dar denn diese sind stationär und wandern nicht mit. Anstatt, dass diese Gebiete die Arten schützen, halten sie diese gefangen, da die Arten sich nicht aus ihnen heraus bewegen und sich woanders niederlassen können. Im Buch werden auch politische Auseinandersetzungen zwischen einzelnen Ländern thematisiert, die solche Wanderungen auslösen. Plötzlich gibt es dort, wo es immer genügend Fisch gegeben hat, nahezu keinen mehr. Stattdessen sind bestimmte Fischbestände weiter in den Norden gezogen. Dort freut man sich über den Fisch. So etwas führt regelmäßig zu internationalen Krisen, wenn sich die betroffenen Länder nicht einigen können. Nicht nur die Tiere sind bedroht, sondern auch zahlreiche Pflanzenarten, die nicht an die steigenden Temperaturen angepasst sind. So kann man schon lange beobachten, wie das Waldsterben fortschreitet und immer mehr Baumarten aus ihren ursprünglichen Verbreitungsgebieten verschwinden. Auch in Deutschland lässt sich das bereits erkennen. Am Ende des Buches gibt es dann noch einen Ausblick mit möglichen Lösungsansätzen, wie man dem Ganzen doch noch etwas entgegensetzen kann, um zumindest einen Teil der so wertvollen Regenwälder, Korallenriffe, Tier- und Pflanzenarten retten zu können. Meine Meinung: Dieses Buch ist in meinen Augen eine echte Bereicherung und sollte schon in den Schulen eine Pflichtlektüre sein. Vieles kommt einem vielleicht schon bekannt vor, doch durch das Buch erkennt/versteht man Zusammenhänge, die einem vorher vielleicht nicht ganz so bewusst waren. Außerdem macht der Autor die Dringlichkeit eines konsequenten Umdenkens deutlich, denn es bleibt nicht mehr viel Zeit, um eine Katastrophe zu verhindern. Mit knapp über 300 Quellenangaben ist das Buch in meinen Augen ein wissenschaftlich fundierter Umweltkrimi, der ausführlichen Recherchen zugrunde liegt. Was mir ebenfalls gefällt: Das Buch ist nicht wie ein reines Sachbuch geschrieben. Der Autor berichtet auch von eigenen Beobachtungen, Gesprächen und von anderen Wissenschaftlern bzw. deren Entdeckungen, so dass der Inhalt oft auch einer Erzählung ähnelt. Fazit: Für mich ist “Die Natur auf der Flucht” eine wertvolle Lektüre, allen voran um die vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Geschehnisse auf unserem Planeten bewusster wahrzunehmen, zu verstehen und ernst zu nehmen. Im besten Fall führt es zu einem Umdenken und dazu, vielleicht selbst der fortschreitenden Katastrophe entgegenzuwirken. Denn: Jeder von uns kann etwas tun. Sei es durch eine noch so kleine Tat, wie häufigeres Fahrradfahren, das Verwenden umweltfreundlicher Produkte, den bewussteren Konsum von Nahrungsmitteln und vielem mehr. Natürlich ist auch die (Welt-)Politik an der Reihe, den Wissenschaftlern zuzuhören und auf die aktuell stattfindenden Veränderungen zu reagieren - und das nicht erst Jahre später, wenn es dann (wieder) heißen könnte: “Hätten wir das damals doch nur gewusst!”

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