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Rezension zu
Das Echo der Wahrheit

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

"Das Echo der Wahrheit" von Eugene Chirovici

Von: Fraggle
21.08.2019

Etwa zweieinhalb Jahre ist es jetzt her, dass der rumänische Schriftsteller Eugene Chirovici (eigentlich Eugen Ovidiu Chirovici) mit seinem Bestseller „Das Buch der Spiegel“ weltweit von sich reden machte. Auch ich habe seinen Roman damals mit Begeisterung gelesen und warte seither darauf, dass man sich daran macht, seine bis dahin bereits zahlreich erschienenen Romane ebenfalls zu übersetzen, um diese der nicht-rumänischen Leserschaft zugänglich zu machen. An seinem Vorgängerroman lobte ich seinerzeit insbesondere den Stil und den Aufbau. Und gleiches kann man in ähnlicher Form auch über „Das Echo der Wahrheit“ sagen. Der Autor teilt den Roman in 21 kurze Kapitel ein und ein nennenswerter Anteil des Romans stellt praktisch eine Geschichte in der Geschichte dar, einmal in Form der Schilderungen des Millionärs Fleischer über die Geschehnisse in den 70ern, zum anderen in Form von Tagebuchaufzeichnungen, auf die Cobb im Laufe seiner Ermittlungen stößt. Diese Art der mehr oder minder verschachtelten Erzählung hat mir schon immer gut gefallen und verfehlt auch hier ihre Wirkung nicht. Bei den Charakteren gibt es allerdings Licht und Schatten. So stößt der Protagonist Dr. James Cobb bei mir nicht auf uneingeschränkte Begeisterung. Zu viele Eigenschaften, die der Psychiater an den Tag legt, stoßen mir sauer auf. So hat er beispielsweise nach Beendigung der Sitzungen mit Fleischer nichts anderes zu tun, als in ausuferndem Maße gegen die gerade vereinbarte Verschwiegenheitserklärung zu verstoßen, auf der die Tinte seiner Unterschrift, überspitzt gesagt, vermutlich noch nicht mal trocken ist. Und das ist nicht der einzige Punkt, in dem sich Cobb in beruflicher Hinsicht unprofessionell verhält, aber das näher zu erläutern würde zu weit gehen. Aber ein Protagonist ist ja nicht unbedingt da, um ihn zu mögen. Gut, idealerweise sollte man das können, aber eine Grundvorraussetzung ist es nicht. Wenn man sich einzig auf die Frage beschränkt, ob er nachvollziehbar gezeichnet ist, dann lautet die Antowort in jedem Fall: ja. Mögen muss ich ihn ja deswegen trotzdem nicht … Die Charakterisierung der ein oder anderen Nebenfigur ist da jedoch schon deutlich spannender, findet sie doch meist über Dritte statt, die sich in ihrer Meinung zumeist diametral unterscheiden. So fällt Fleischers Beschreibung seines Kommilitonen Abraham Hale schlechter aus, als die der Nebenfigur Claudette Morel über Hale. Wie schon in „Das Buch der Spiegel“ gefiel mir diese Art der Charakterisierung sehr gut, weil man nie wirklich weiß, wer nun recht hat und wer nicht und man sich seine eigene Meinung machen kann und auch sollte. Inhaltlich kann „Das Echo der Wahrheit“ die Erwartungen ebenfalls erfüllen. Der Autor wirft einem eine Fülle von Informationshäppchen hin, von denen man manchmal nicht weiß, ob oder wann sie nochmal wichtig werden und fügt das Ganze zu einem Spannungsroman zusammen, der sich sehen lassen kann. Im Gegensatz zu diversen Krimis in denen der Täter, überspitzt formuliert, der auf Seite 78 mit einer vier Worte umfassenden Sprechrolle und in 12 Textzeilen auftauchende Berufschullehrer war, von dem vorher nie die Rede war und der nachher nie wieder auftaucht (ein rein fiktives Beispiel natürlich), und bei denen es überhaupt keinen Sinn macht, mitzuraten, wie die Auflösung für die Handlung lautet, macht dieses Mitraten bei „Das Echo der Wahrheit“ durchaus Sinn. Und Vergnügen. Denn im Grunde, so viel kann man verraten, ist alles da, was man zum Mitraten braucht. Der Autor enthält der Leserschaft keine Informationen vor, jeder Leser ist so klug wie die Charaktere. Und letztlich, weil man, wie ich, dennoch daneben gelegen hat, klatscht mit der Hand an die Stirn und ruft entsetzt: „Natürlich!“ In Summe muss man zwar konstatieren, dass Chirovicis Buch nicht ganz die Klasse seines, übrigens vollkommen zu recht, hochgejubelten Vorgängers hat. Aber wer gerne vielschichte Krimis mit vergleichweise komplexer Handlung liest, der kommt an „Das Echo der Wahrheit“ nicht vorbei. Ich danke dem Goldmann-Verlag und dem Bloggerportal für die freundliche Übersendung des Rezensionsexemplars!

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