Ist ok, aber lässt leider zu wünschen übrig
Von:
Eulenfeder8
21.05.2024
(Vorsicht Spoiler!) - Wer die Analyse überspringen will und nur die Empfehlung/Einschränkung lesen will: nach unten scrollen
Das Cover von "das Frostmädchen" sprach mich sofort an und die Inhaltsangabe verspricht ebenfalls viel: "Ein großes Epos über Liebe, Magie und dunkle Gefahren". (Wer die Analyse überspringen will und nur die Empfehlung/Einschränkung lesen will: nach unten scrollen!)
Als ich zu lesen anfing, fand ich den Schreibstil angenehm ruhig und die Autorin kann wunderschöne Bilder in den Kopf zeichnen. Die Landschaft und die Charaktere sind durchweg schön beschrieben, auch wenn bei mir nicht jedes Mal ein Gefühl von Spannung aufkam, wo es eigentlich sollte.
Gestört an dem Buch haben mich die etlichen Fehler, die von vorne bis hinten immer wieder auftauchen. Nicht Grammatikalisch oder in der Rechtschreibung, da kann man das Buch als fast perfekt gelten lassen. Aber inhaltlich widerspricht sich vieles oder ergibt keinen Sinn, was leider den Spaß am Lesen nimmt. Beispielsweise als Neve gleich zu beginn nur in Schlappen und dünnem Pulli das Resort verlässt, aber Lauris Hütte dann in IHREN Stiefeln und IHRER Winterjacke verlässt. Wo soll sie die herhaben? Es wurde betont, dass sie eben nichts davon dabei hatte. Auch die Schneewehen, die durch den immer wieder aufkommenden Sturm eher höher und beschwerlicher sein sollten, sind immer leichter für die Protagonisten zu bewältigen. Wo am Anfang selbst das Gehen viel Kraft gekostet hat, kann der vor Kälte geschwächte Lauri am Ende sogar Rennen. Und als letztes Beispiel Lauris Kampf gegen die Kälte, die er trotz halb erfrorener Finger und langer, anstrengender Zeit unrealistisch gut übersteht. Er hat schon lange keine Kraft mehr, kann seine Finger, eigentlich seinen ganzen Körper nicht mehr spüren (so beschrieben), kann aber stets wieder aufstehen, laufen, reden, deutlich sichtbar atmen, die Arme heben etc. pp - während Neve und Gideon nach wenigen Minuten in der Kälte erfroren sind.
So ziehen sich inhaltliche Fehler durch das ganze Buch. Ich hoffe, inzwischen schreibt die Autorin durchdachter, denn der Schreibstil an sich ist angenehm und die Story interessant.
Das versprochene Epos gibt es nicht, denn die gesamte Geschichte dreht sich nur um die Liebesbeziehung von 2 Personen in einem Zeitraum von nicht mal einer Woche in einem Umkreis von vielleicht 2-3 Kilometern. Das Buch hat kein großes, weltbewegendes Abenteuer, wie ich es von einem Epos erwarte. Es ist einfach eine kleine, wenn auch zugegeben gefahrvolle Liebesgeschichte.
Die "Magie" ist durchaus vorhanden, aber nur auf Seiten "dunklen Gefahren" bei der Winterherrin. Die zwei Hauptcharaktere werden davon nur äußerlich berührt. Alles, was Neve an Magie hat, ist ihre Widerstandskraft gegen Kälte und vielleicht eine gewisse Stärke, die sich allerdings kaum zeigt. Auch da hatte ich durch die Beschreibung mit mehr Magie gerechnet.
Insgesamt bin ich leider enttäuscht von dem Buch und empfehle es eher Leuten, die an leichten, gefühlvollen Liebesgeschichten interessiert sind und über inhaltliche Stolperfallen hinwegsehen können.
Jemand, der entsprechend der Beschreibung "großes Epos über Liebe, Magie und dunkle Gefahren" ein großes und magiegeladenes Abenteuer sucht, wird hier nicht fündig.